Nutzen für den Leser
Der Leser erhält einen
konzeptionellen Überblick über die Einflussfaktoren und die
Interventionen bei einem Real-Coaching. Er versteht so aus der
Vogelperspektive das System Kunde, Coachee und Umfeld. Darauf
aufbauend lernt der Leser von den Erfahrungen aus den Kontexten
Führung, Vertrieb und Kundenservice.
Erläuterungen zum
graphischen Konzept
Der Coachee wird durch
die Einflussfaktoren des Umfeldes und des Kunden beeinflusst: Den
Arbeitsbedingungen, wie beispielsweise Lärm oder der Technik, wie
beispielsweise Off-Line-Verbindungen zu der Rechenzentrale. Das
Modell des Teamleiters, Verstärkungen und Bestrafungen des Teams
und Umgebungsanker, die positive und auch negative Erfahrungen
repräsentieren, steuern den Gecoachten. Unterschiedliche
Interventionen (z. B. Nachempfinden) des Coaches helfen, das
Verhaltensziel zu erreichen.
Lerntransfer als
Herausforderung
Das in der
Auftragsklärung mit der Führungsebene vereinbarte Ziel wird durch
unterschiedliche Interventionen realisiert. Der Lerntransfer in
den jeweiligen Arbeitskontext stellt die kontinuierliche
Herausforderung dar. Dieser Lerntransfer kann auf verschiedenen
Wegen erreicht werden: Durch Handlungspläne, durch im
Langzeitgedächtnis gespeicherte, erlebnisorientiert vermittelte
Lerninhalte oder durch das Real-Coaching.
Ablauf
des Real-Coaching-Prozesses
-
Die Information des
Coachees oder des Coachee-Teams über die Vorgenhensweise erfolgt
circa eine Woche vor dem Coaching.
-
Die Information und
die Klärung des Lernbedarfes aus Sicht der Führungskraft findet
am Coaching-Tag statt.
-
Die Begrüßung des
Coachees/Coachee-Teams und die Klärung des zeitlichen Rahmens
wird gekoppelt mit der Wiederholung der für das Coaching
relevanten Trainingsinhalte.
-
Der Coachee fragt
den Kunden nach Einverständnis zur Anwesenheit des Coaches und
versichert die Schweigepflicht des Coaches bezüglich des
Kundengespräches.
-
Der Coach sitzt im
neutralen Eck und notiert unauffällig das Feedback an den
Gecoachten.
-
Das positive und das
korrigierende Feedback an den Coachee erfolgt unmittelbar nach
dem Kundenkontakt oder der Präsentation. Der Coach verknüpft es
mit der Motivation, beim nächsten Kunden das Feedback umzusetzen.
-
Bei passender
Gelegenheit agiert der Coach als Modell für den Gecoachten.
-
Das
Abschlussgespräch mit jedem Coachee erfolgt als zusammenfassendes
Feedback in Form von Feedback-Buttons. Ein Feedback-Button ist
ein kleines Papier mit einem Siegerkranz auf der Rückseite. Die
Buttons helfen beim Lerntransfer ohne die Anwesenheit des
Coaches.
Beschreibung der Unternehmensentwicklungsmaßnahme
I) Real-Coaching in
der Führungssituation
Eine Führungskraft aus
dem mittleren Management wird für das Leiten einer Besprechung und
für die Ansprache bei einer festlichen Veranstaltung gecoacht:
Vor, während und direkt nach der Besprechung oder der
Festveranstaltung. Dieses Realcoaching ist eingebettet in eine
Unternehmensentwicklungsmaßnahme zur Verbesserung des
Informationsflusses zwischen den Leitungsebenen. Auslöser war eine
Mitarbeiterberfragung, als Intervention wurde ein zwei-tägiges
Training gewählt. Die Evaluation durch stichprobenartige Befragung
der Mitarbeiter zeigt den Erfolg seit vier Jahren.
Interventionen
- Der
Coach kann durch non-verbale Zustimmung, beispielsweise Nicken,
der Führungskraft in kritischen Phasen neue Sicherheit verleihen.
-
Selbsterreichbare
Ziele helfen der Führungskraft bei der Fokussierung auf das
Verhaltensziel während der Besprechung.
-
Lösungsorientiertes
Finden von Ressourcen vor der Präsentation helfen dem Coachee bei
der Erreichung des Verhaltenszieles. Durch die Frage, Was würde
Ihnen bei der Präsentation helfen, werden lösungsorientiert
Ressourcen gefunden. Ein eingerichteter Anker gibt die Option,
die Ressource spontan abzurufen. Hier haben sich Anker bewährt,
die leicht abzurufen sind, beispielsweise an den Fingern.
-
Sicherheit geben
Kriterien, an denen der Coachee erkennt, dass er sein Ziel
erreicht. Beispielsweise merkt der Coachee bei seiner
Präsentation, dass er ruhig atmen kann. Er weiss aus der
Erfahrung, dass dies bei ihm eine gute Rückmeldung über einen
ressourcevollen Präsentations-Zustand ist.
Erfahrungswerte
-
Der Coach bleibt
unauffällig am Ende des Besprechungs-Raumes sitzen. Die
Führungskraft erwähnt beiläufig die Anwesenheit des Coaches vor
der Gruppe. Transparent benennt der Gecoachte das Interesse des
Coaches an der Tätigkeit des Gecoachten als Grund für dessen
Anwesenheit. Bei einem Coaching auf Wunsch des Coachees ist die
Akzeptanz des Coaches höher als bei einem „verordneten“ Coaching.
Bei einer Festveranstaltung ist der Coach einer der Festgäste in
der zweiten oder dritten Stuhlreihe.
-
Bei einem guten
Kontakt zwischen Coach und Gecoachtem wirkt der Coach als
positiver Anker für den Gecoachten.
-
Das
selbsterreichbare Ziel und die Zielerreichungskriterien sind sehr
einfach zu formulieren. Nach der Gedächtnispsychologie von Miller
kann der Mensch in einer Situation zwischen fünf und neun 9
Gedächtniseinheiten merken. In der komplexen Situation einer
Besprechung oder vor Publikum ist der Gecoachte mit einem
einfachen Ziel beispielsweise „ich bleibe ruhig“ maximal
ausgelastet. Zu erkennen ist dieses Ziel an einer gleichmäßigen
Atmung.
-
Vor der Besprechung
vermeidet der Autor aus Diskretionsgründen Gespräche mit den auf
die Besprechung wartenden Mitarbeitern der Führungskraft.
-
Unauffälliges
Notieren von positiven und zu verbessernden Verhaltensweisen auf
einem kleinen Zettel helfen bei der Nachbesprechung.
-
Bei der
Nachbesprechung unmittelbar nach der Teambesprechung hört der
Gecoachte das Feedback, er internalisiert es selten. Hier hilft
eine kurze, schriftliche Zusammenfassung in Form einer E-Mail am
Tag nach der Besprechung.